Bericht Frankreichaustausch Paula Ott
Bouguenais, 16.8.-22.10.2025 unterstützt von Erasmus+
Nantes ist eine große Stadt mit ungefähr 550.000 Einwohnern. Ca. 325.000 wohnen davon direkt in Nantes. Die restlichen wohnen in kleinen Städten, die zu Nantes gehören. Bouguenais ist eine Stadt mit ungefähr 20.000 Einwohnern, die zu Nantes gehört. In Bouguenais gibt es ein Collège (das Marie Marvingt Collège) und mehrere Ecoles.
In Nantes und Umgebung gibt es sehr viele schöne Parks. Wir sind in verschiedenen gewesen. Es gibt einen japanischen Park, einen mediterranen Park und viele klassische Parks. In ganz Nantes und vor allem in dem Park beim Bahnhof gibt es Figuren von einer Künstlerin, die viele unterschiedliche Tiere entworfen hat. Das Material, aus dem die Tiere gemacht sind, sieht aus wie Pappe. Es gibt zum Beispiel einen orangenen Affen in einem Baum oder eine gelbe Seeschlange in einem kleinen Teich. Das sieht total nett aus.
In einem anderen Park gibt es eine Riesenbank, die so groß ist, dass man sich gar nicht daraufsetzen kann. Man kann aber ganz entspannt darunter stehen, ohne sich bücken zu müssen (auch große Menschen nicht). Die Bank steht wie eine Brücke über dem Weg.
Auf einem großen Platz in Nantes ist eine Statue von einem französischen König. Der König ist aber nicht zu sehen, weil ein Künstler (natürlich mit Erlaubnis) die Statue eingehüllt hat, da viele Franzosen ihre Könige und Königinnen gehasst haben. Das Kunstwerk stellt also dar, dass die Franzosen ihren Adel nicht mögen. In Nantes gibt es auch eine große Kathedrale, die ist aber leider gerade eine Baustelle und nur von außen zu sehen.
Außerdem gibt es ein großes Schloss. Das Schloss von Detmold ist überhaupt kein Vergleich dazu. Auf den Außenmauern des Schlosses gibt es einen schönen Rundweg, auf dem man jederzeit kostenlos entlang schlendern kann. Von den Mauern hat man einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt. Im Schloss gibt es auch immer wieder Kunstausstellungen. In Nantes gibt es auch eine Oper. Auf dem Platz bei der Oper ist auch eine riesige Skulptur aus Rost. Die sieht aus wie ein Riesenskelett, das im Boden versinkt. Das ist auch ein Kunstwerk.
Eines der bekanntesten Symbole von Nantes ist ein riesiger Elefant. Er ist aus Metall und wird mechanisch betrieben. Ein Fahrer steuert den Elefanten von der Fahrerkabine vorne am Elefant aus. Wenn der Elefant in Betrieb ist, läuft er von dem Fahrer gesteuert über den Platz und spritzt die Leute nass. Im Sommer ist das eine schöne Erfrischung und ein großer Spaß für Kinder. Einmal im Jahr (nicht in der Zeit, wo ich da war) gibt es die Voyage à Nantes (= Die Reise nach Nantes). Da sind in der ganzen Stadt an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten kleine Konzerte und Aufführungen. Dafür läuft eine grüne Linie durch die ganze Stadt an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei. Entlang dieser Linie sind dann die Darbietungen.
In Nantes gibt es einige große Ladenketten, aber auch viele kleine nette Läden. Das finde ich sehr schön. Es gibt eine wunderschöne und auch bekannte Passage zum Bummeln: die Passage Pommeraye. Das Dach der Passage ist aus Glas, dadurch entsteht eine angenehme Atmosphäre. Das ist sehr schön. Dort gibt es viele kleine, nette Läden. Nantes ist auch für die Kekse Le Petite Beurre bekannt. Das sind Butterkekse, der Firma LU Lefèvre Utile (die Frau des Unternehmensgründers). Seit 1845 werden sie direkt in Nantes hergestellt. Die Petite Beurreschmecken sehr lecker. Frankreich ist in verschiedene Départements eingeteilt. Nantes ist liegt in dem Département Loire-Atlantique. Jedes Département ist noch in mehrere Bezirke eingeteilt. Die Bezirke haben Nummern. Die Nummer des Bezirks steht auch hinten in dem blauen Bereich auf dem Nummernschild der Autos. Bouguenais (und Nantes) hat die Nummer 41.
Verkehrsmittel:
An der Tramstation neben dem Collège ist ein großer Park and Ride Parkplatz, wo man parken und dann mit der Tram weiter in die Innenstadt fahren kann. Dadurch sind in der Innenstadt nicht so viele Autos. Das ist sehr schön. Dadurch ist es nicht so laut und stinkt weniger nach Abgasen, und außerdem ist das auch besser für die Umwelt.
Auch toll ist, dass alle öffentlichen Verkehrsmittel (Tram, Bus und auch das Boot, was an einer Stelle über die Loire fährt) in Nantes und Umgebung am Wochenende kostenlos sind. Das motiviert auch nochmal viele Leute, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. In den nächsten Jahren werden noch zwei neue Tram-Linien in Nantes gebaut.
Collège:
Das Leben am Collège ist in vielen Dingen verschieden im Vergleich zum Schulleben in Deutschland. In Frankreich geht die Schule fast jeden Tag bis zum spätem Nachmittag. Wir haben zwei Mal die Woche bis 16 Uhr und zweimal bis 17 Uhr Schule. Mittwochs hat hier niemand Nachmittagsunterricht. Das in ganz Frankreich so. Mittwochnachmittag sind auch immer alle AGs. Ich bin mit Ambre in der Kletter-AG. Das macht sehr viel Spaß.
In Frankreich kommt man bereits mit drei Jahren in die Schule. Kindergärten gibt es dafür nicht. Von drei bis fünf Jahren geht man auf das Ecole Maternelle. Danach ist man fünf Jahre (von sechs bis zehn) am Ecole Primäre. Mit elf Jahren geht man aufs Collège. Ich war am Collège in der Troisième (die Dritte Klasse). Am Collège werden die Klassen von unten gezählt. Die jüngsten sind die Sixième (Sechstklässler), die Sixièmehier sind genauso alt wie die Sechstklässler bei uns. Die Troisième ist das letzte Jahr am Collège. Am Ende des Schuljahres gibt es hier eine wichtige Prüfung: das Brevet. Nach dem Collège geht man noch drei Jahre auf ein Lycée, wo man Ende das Back, das Abitur macht.
In Frankreich essen fast alle in der Kantine zu Mittag. Ein paar bringen sich auch selber etwas zu Essen mit, aber immer ein warmes Mittagessen. Zum Aufwärmen gibt es eine Mikrowelle, die die Schüler und Schülerinnen und auch die Lehrkräfte benutzen können.
Mittags gibt es immer eine große Pause. Die ist nicht jeden Tag gleich lang und immer zu verschiedenen Zeiten (meistens zwischen elf und zwei Uhr). Wir haben zwischen einer und drei Stunden Mittagspause. Es gibt jeden Tag Klassen, die zuerst essen dürfen, da sie nur wenig Zeit zum Essen haben. Danach kommen die anderen. Da gibt es einen festen Plan: zuerst kommen immer die Prioritär, danach dürfen alle anderen in einer festen Reihenfolge essen. Das ist fair aufgeteilt, damit nicht eine Stufe immer als Letzte essen darf, und wechselt täglich.
Hier am Collège Marie Marving läuft das mit dem Bezahlen folgendermaßen: am Anfang der Essensausgabe ist ein kleiner Automat, an dem man seinen Code eingeben muss (alle an der Schule haben einen eigenen Code) und dann seine Hand auf die dafür vorgesehene Fläche legt. Erst dann kann man sich ein Tablett nehmen. Dass man die Hand gebrauchen muss ist ein Schutz, damit niemand den Code von jemand anders nimmt. Dafür sind die Hände von allen registriert worden.
Die Mitarbeiter von Vie Scolaire sprechen wir alle mit Vornamen an und duzen sie. Ich finde das gut, da das dann nicht so wie bei den Lehrern klingt und persönlicher ist. An sie kann man sich wenden, wenn man ein (persönliches) Problem hat, die klären Streits, machen Pausenaufsicht, kontrollieren die Carnets und regeln auch das Essengehen. Inzwischen kenne ich die Namen von allen von Vie Scolaire.
Das Carnet ist ein Heft, das alle Schüler (ich nicht) haben. Man muss es jeden Morgen vorzeigen und beim nach Hause gehen wird kontrolliert, ob man zur richtigen Zeit geht und nicht früher. In dem Carnet sind auch Entschuldigungsbögen und wenn man mal zu spät kommt, müssen die Vie Scolaire das eintragen. Dort sind auch Entschuldigungen von den Eltern notiert, wenn man krank ist, oder im Sportunterricht nicht mitmachen kann.
Was ich in Frankreich wirklich besser finde ist, dass es Zeitstunden gibt. Eine Unterrichtsstunde geht 60 Minuten. Das finde ich gut, da sich Doppelstunden (90 Minuten) bei uns immer sehr lang ziehen und nur Einzelstunden (45 Minuten) immer relativ kurz sind.
Allgemein sind viele Sachen strenger geregelt. Zu Beginn des Schuljahres haben wir in vielen Fächern Zettel bekommen, wo Regeln für den Unterricht draufstehen. Diesen Zettel mussten sowohl die Schüler als auch die Eltern unterschreiben. Das stellt sicher, dass auch die Eltern wissen, welche Regeln es im Unterricht gibt. Die Regeln sind zum Beispiel, welche Materialien man haben muss und allgemeine Regeln, wie Hausaufgaben machen, nicht den Unterricht stören etc. Das unterstreicht, dass viele allgemeine Sachen strenger als bei uns geregelt sind.
In den Klassenräumen gibt es keine Tafeln sondern immer Whiteboards. Außerdem gibt es in jedem Raum einen Beamer und einen Computer. Der Beamer ist immer genau auf die Whiteboards ausgerichtet. So dienen die Whiteboards auch als Beamerwand. Die Lehrer können über den Computer ein Dokument aufrufen, zum Beispiel ein Arbeitsblatt, und dann am Whiteboard ausfüllen und mit den Schülern besprechen.
Supermärkte:
Die Supermärkte in Frankreich sind relativ ähnlich wie in Deutschland. Einige Marken, die es bei uns gibt, gibt es auch, aber es gibt auch andere Marken und Produkte. Die Preisschilder sind hier oft digital. Das heißt, dass die Preise vom Büro aus geändert werden können. Das spart Personal, aber es kann sein, dass sich der Preis geändert hat, bis man an der Kasse ist.
Im negativen Sinn ist mir aufgefallen, dass es viel mehr Plastik gibt. Zum Beispiel gibt es Joghurt nur in einzelnen Plastikbechern (immer eine Portion in einem Becher).
Essgewohnheiten:
In Frankreich essen wir mittags immer in der Kantine am Collège. Abends gibt es mit der Familie ein warmes Essen. Es gibt fast immer einen Nachtisch. Manchmal unter der Woche zum Beispiel einfach einen Joghurt oder Obst. Wenn Freunde zu Besuch sind oder die Familie da ist gab es oft ein Crembelle. Das ist Obst mit Streuselteig im Ofen gebacken. Das ist sehr lecker. Manchmal gibt es auch eine Schoko-/Vanille-Crème oder Eis.
Baguette gibt es oft zum Aperitif, wenn Gäste da sind und ab und zu zum Käse nach dem Abendessen. Zum Aperitif essen wir verschiedene Kleinigkeiten, wie Oliven, Gemüse oder Nüsse. Wir essen manchmal nach dem Abendessen ein bisschen Käse. Meine Gastmutter isst sehr gerne Käse, und wenn sie da ist, gibt es immer Käse. Salat wird nicht als Beilage gegessen, sondern wenn dann als Vorspeise. Wenn wir am Wochenende und in den Ferien mittags zu Hause gegessen haben, gab es meistens Salat, Brot oder Reste von den letzten Tagen. Hier in Frankreich wird oft mit Buchweizen gekocht. Entweder als Beilage zum Gemüse oder auch als Mehl in einem Quiche Teig oder in Galettes. Das ist immer sehr lecker.
In meiner Familie wird sehr viel mit frischem Gemüse gekocht. Das Obst und Gemüse kaufen wir immer bei einem Hofladen von einem Gemüsebauern. In meiner Familie ist alles immer Bio. Ich finde das sehr gut!
Wochenende in La Tureballe:
In den Sommerferien waren wir für ein paar Tage bei den Großeltern von Ambre in La Tureballe. Das war sehr schön. La Tureballe ist eine kleine Stadt eine gute Stunde von Bouguenais entfernt direkt am Meer.
Dort waren wir baden, ein bisschen in der Stadt bummeln, haben einen schönen langen Spaziergang gemacht und die Zeit mit den Großeltern genossen. Ambres Großmutter kocht gut und gerne. Einmal habe ich mit ihr eine bretonische Zitronen Tarte zum Nachtisch gemacht. Die war sehr lecker.
Bei unserem Spaziergang sind wir auch an Salzwiesen vorbeigekommen. Hier in der Gegend wird viel Salz gewonnen. Später waren wir dann noch auf dem Turm eine Kirche, von wo man einen sehr schönen Blick hat. Der Bruder von meinem Gastpapa mit seiner Familie war auch da. Einmal waren wir auf einem kleinen Markt. Dort konnte man alle möglichen Nahrungsmittel kaufen. Ein bisschen so wie der Wochenmarkt bei uns in Detmold auf dem Marktplatz. In La Tureballe gab es aber viel mehr Fisch, weil es direkt am Meer liegt. Wir haben fünf Minuten zu Fuß zum Meer gebraucht. Das war sehr schön.
Europa:
In Histoire-Gèo haben wir unter anderem das Thema Erster Weltkrieg behandelt. Ich finde das ein sehr interessantes Thema. Gerade hier in Frankreich, da Deutschland und Frankreich sehr lange Feinde waren. Das ist wirklich toll, dass das jetzt anders ist, dass Deutschland und Frankreich Freunde sind. Dadurch wurden Austauschprogramme erst überhaupt möglich! Der Austausch zeigt mir nochmal mehr, wie toll es ist, dass Europa so offen ist und so ein Austausch möglich.
Es ist sehr interessant, für zweieinhalb Monate in einem anderen europäischen Land zu leben. Ich kann viele neue Erfahrungen sammeln und es ist toll, die französische Kultur kennen zu lernen.
Ein paar Dinge sind ähnlich wie in Deutschland, aber einige Sachen sind auch verschieden. Alle sind sehr offen und freundlich zu mir.
Alleine im Ausland, das Leben in der Gastfamilie und Umgang mit Freunden:
Cristelle (die Mutter von Ambre) ist nicht immer da. Unter der Woche ist sie oft in den Pyrenäen, wo sie arbeitet, und kommt nur regelmäßig am Wochenende nach Bouguenais. Manchmal bleibt sie auch eine knappe Woche und macht dann noch ein paar Tage Home Office von Bouguenais aus. Antoine, mein Gastpapa ist Lehrer am Ecole.
Ich fühle mich in meine Gastfamilie immer sehr wohl. Auch mit Ambre verstehe ich mich immer sehr gut. Ab und zu treffen wir uns mit Freundinnen von Ambre. Mit allen verstehe ich mich sehr gut. Ich kann mir sehr gut vorstellen, mit Ambre in Kontakt zu bleiben, und vielleicht klappt es, dass wir uns irgendwann wiedersehen. Das wäre schön.
Alle sind super nett. Meine Gastfamilie, die Großeltern und alle anderen Freunde von Ambre und der Familie nehmen mich äußerst freundlich auf.
Fazit:
Sprachlich bin ich wirklich sehr gut klargekommen. Ich lerne seit zwei Jahren in der Schule Französisch und habe in der Zeit in Frankreich noch sehr viel dazu gelernt. Ich habe das sehr gut hinbekommen und habe sehr viel verstanden und auch selber gesprochen. Wenn irgendwas unklar war, oder ich eine Frage hatte, habe ich einfach nachgefragt und dann auch immer so gut wie alles verstanden. Nur ganz selten, wenn ich ein Wort nicht wusste, habe ich auf Englisch gefragt.
Paula Ott, 2025
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